Samstag, 1. Januar 2011

Zur Dialektik von Gestern, Heute und, äh, Morgen

Wer heute sein Ideal gefunden hat, ist wie Lots Weib bereits zur Salzsäule erstarrt, ist bereits in die Erde gesunken und bewegt sich nicht mehr vorwärts. Nur von Häretikern wird die Welt am Leben erhalten. (...). Morgen ist unausweichlich eine Häresie für das Heute, das zur Salzsäule erstarrt, und für das Gestern, das zu Staub zerfallen ist. Das Heute leugnet das Gestern, aber wird morgen das Leugnen leugnen. Das ist die beständige dialektische Bewegung, die die Welt in einer großartigen Parabel ins Unendliche treibt. Gestern, die These, Heute, die Antithese, und Morgen, die Synthese.
(Jewgenij Samjatin in: No Future?, 1997, Diogenes Verlag, Zürich)

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